Wo wir gerade beim Dach sind. Natürlich fällt sofort die Photovoltaikanlage ins Auge. Seit wann ist die denn da?
Seit Anfang 1989. Das war die erste private Photovoltaikanlage am damaligen Schleswag-Netz. Was gab es für eine lange Diskussion darum. Dadurch habe ich diese Leute, die sich um solche Angelegenheiten kümmern, eigentlich erst wirklich kennengelernt. Die 0,9kw-Anlage war ein Knackpunkt ersten Ranges für die Schleswag.
...da fielen ihm fast die Augen heraus, denn der Zähler lief rückwärts.
Wie meinen Sie das?
Eigentlich war alles ausgehandelt mit einem Planungsingenieur aus Rendsburg, der bereits sein Go gegeben hatte. Im Keller sollte ein Zähler eingebaut werden, mit dem ein Jahr lang der Verbrauch gemessen werden sollte, um zu sehen, was aus der Anlage anfällt. Ein vernünftiger Vorschlag. Letztlich kam es dann doch aber irgendwie alles anders: Ein Elektriker hatte schon einen Messzähler im Keller angeschlossen und ich habe am 1. Mai das Ding in Betrieb genommen. Mitte Mai stand dann der damalige Bezirksleiter bei mir auf der Matte und fragte mich, was ich denn hier machen würde. Dabei wusste er das ja ganz genau – sonst wäre er ja auch nicht gekommen. Er ging runter in den Keller und da fielen ihm fast die Augen heraus, denn der Zähler lief rückwärts. Es war halt gerade Mittagszeit und die Sonne hat ihre Arbeit verrichtet. Dann hat er sich verabschiedet und ein paar Tage später hatte ich einen Rücklauf gesperrten Zähler drin. Und nun ging das Theater los.
Was passierte dann genau?
Ich gehe davon aus, die Schleswag nahm den von mir erzeugten Strom und verhökerte ihn selbst, ohne mir irgendetwas dafür zu geben. Natürlich habe ich mich sofort an die Schleswag gewendet. Auch an das Landeskartellamt und das Ministerium habe ich geschrieben. Eine Antwort gab es allerdings von keinem. Irgendwo in diesem Dreieck muss der Brief wohl verloren gegangen sein. (lacht) Dann habe ich im August schließlich beim NDR angerufen und davon erzählt. Abends in ihrem Schleswig-Holstein-Magazin wurde darüber berichtet. Im Anschluss tauchte auf einmal die Schleswag auf und hatte mir einen normalen Einspeisezähler eingebaut. Von da an lief es so, wie es im Vorfelde mit dem Ingenieur abgesprochen war.
Ein Umstand, der sicherlich nicht förderlich ist, wenn es um die eigene Motivation geht, bestimmte Dinge voranzutreiben.
Durch diese Dinge habe ich schnell das Gefühl bekommen, dass das Dezentrale nicht gewollt war. Wir sehen es ja noch heute. Denken Sie an die Photovoltaikgesetzgebung zur Stromerzeugung. Wie hat sich die entwickelt? Jetzt sage ich den Leuten, wenn sie etwas auf dem Dach machen wollen, dass sie lieber etwas mit einer thermischen Solaranlage machen sollten. Davon haben sie mehr als von Solarstrom. Da ist ein Regelungsgestrüpp um die Photovoltaik herum entstanden, das nicht einmal die Steuerberater und Finanzgerichte durchblicken können.
Aber das hat uns nicht abgeschreckt und wir haben sie zum Laufen gebracht.
Sie haben Ihre Motivation jedenfalls nicht verloren und Anfang der 90er Jahre sogar eine Windmühle in Betrieb genommen.
Genauer gesagt, am 15. Januar ’92. Nach dänischem Vorbild haben wir mit einer Gruppe von circa 40 Familien eine Windmühlengesellschaft gegründet – eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts, Anm. d. Verf.). Das war ein Pionierprojekt hier im Kreis Plön. Ehe wir was machten, habe ich herumgeguckt, wo denn Verbraucher sind, die ordentlich Energie nutzen müssen und eine hohe Grundlast haben. Bei einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe haben wir damals offene Türen eingerannt. Daher lief die Windmühle dann in Passade. Aber auch das verlief nicht ganz ohne Gegenwind. Die Genehmigung haben wir erst am Jahresende erhalten, sodass wir die Mühle im winterlichen Schnee und Matsch aufstellen mussten. Aber das hat uns nicht abgeschreckt und wir haben sie zum Laufen gebracht.
Wie empfinden Sie denn aktuell die Bemühungen in der Bevölkerung?
Welche Bemühungen denn? Es wird viel zu wenig in der Öffentlichkeit darüber geredet. Unser Dach brennt ja, wie wir wissen. Es ist auch viel zu wenig über die ganzen Fördermittel bekannt. Wie kommt man überhaupt an die heran? Das ist für eine Einzelperson oder auch einen ganzen Haushalt ein Buch mit sieben Siegeln. Da muss man jemanden fragen und wenn man den fragt, muss der wieder einen fragen oder hat keine Zeit. Am Ende muss immer jemand zu einem herauskommen, um sich das alles anzuschauen. Ich habe das ja mehrmals hinter mich gebracht. Was war und ist das immer noch für ein Aufwand? Die Schwellen müssen viel niedriger sein. Es muss viel mehr über energetische Sanierung in der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, damit sich der Gedanke daran in den Köpfen der Menschen festsetzt und nicht als Erstes auftaucht: Allheilmittel Wärmepumpe.