Das Warmmieten-Modell: Die Lösung für das „Mieter-Vermieter-Dilemma“?

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Das Warmmieten-Modell sorgt seit 2000 in Schweden für eine wesentliche Reduzierung der CO2-Emissionen. Wäre dieses Modell nicht auch etwas für Deutschland?
Warmes Haus steht in schwedischer Winterlandschaft.
In Schweden hat das Warmmieten-Modell schon seit 2000 gute Erfolge zu verzeichnen.

Mieter:innen haben in Bezug auf ihre Wärmeversorgung in der Regel weder Einfluss auf das zur Verfügung stehende System noch auf die zugrundeliegenden Verträge und auch nicht auf den Energieeffizienzgrad ihrer Wohnung. Ab Januar 2021 müssen sie den CO2-Preis auf Erdgas und Heizöl mit tragen. Bei Erhöhungen der Preise müssen sie diese zahlen und erfahren oft sogar erst Monate später im Rahmen der Heizkostenabrechnung von der Erhöhung. Nicht selten stehen sie dann hohen Nachzahlungen gegenüber. Wird das Haus im Hinblick auf die Energieeffizienz modernisiert, können ihnen die Kosten hierfür in Höhe von 8 Prozent auferlegt werden und zwar auch über die Kostenrückzahlung hinaus.

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Diese Situation ist für Mieter:innen misslich. Und auch für Vermieter:innen sind etwa Nachforderungen nicht gerade willkommen. Außerdem bestehen so keine besonders großen Anreize für Vermieter:innen, die Häuser zu modernisieren, was das Gelingen der Wärmewende behindert. Für diese ist nämlich wesentlich, dass unsere Häuser möglichst gut gedämmt sind. Das sogenannte Warmmieten-Modell könnte eine Lösung für dieses „Mieter-Vermieter-Dilemma“ darstellen.

Monatliche Miete inklusive Warmversorgung

Das Warmmieten-Modell sieht vor, dass Vermieter:innen mit den Mieter:innen einen monatlichen Preis vereinbaren, in dem die Kosten für die Miete und die Wärmeversorgung bereits enthalten sind. Gleichzeitig wird eine Vereinbarung über die Raumtemperatur getroffen, die den Mieter:innen während der Wintermonate garantiert wird. Es findet dann eine kalibrierte Messung der Raumtemperatur bei normalem Heizverhalten statt, durch die der Referenzverbrauch ermittelt wird.

Wenn Mieter:innen während der Heizperiode einen höheren Verbrauch erzeugen, müssen sie nachzahlen. Sparen sie beim Heizen und liegen unter dem Verbrauchswert, bekommen sie eine Rückzahlung. Damit ist das Energiesparen weiterhin im Interesse der Mieter:innen und Vermieter:innen werden vor verschwenderischem Heizverhalten ihrer Mieter:innen (z.B. Heizen bei offenem Fenster) geschützt.

Sanierungsanreize

Findet eine energetische Sanierung des Gebäudes statt, wird weniger Energie zur Erreichung der vereinbarten Raumtemperatur benötigt und der Referenzverbrauch kann entsprechend gesenkt werden. Der Preis für die vereinbarte Raumtemperatur bleibt aber unverändert. So profitieren Vermieter:innen von den gesparten Heizkosten und können damit auch die Kosten für die Sanierung refinanzieren. Auf diese Weise würden Vermieter:innen höhere Anreize für energetische Sanierungsmaßnahmen gegeben.

In Schweden wird das Warmmieten-Modell bereits seit 2000 angewendet und hat dort bereits zu einer wesentlichen Reduzierung der CO2-Emissionen durch Wärmeverbrauch in Mietgebäuden geführt. Agora Energiewende und die Universität Kassel haben sich ausführlich mit diesem Beispiel beschäftigt. Das zugrundeliegende Paper gibt es auch zum Download.

Derzeit wäre die Umsetzung eines solchen Modells in Deutschland aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen noch nicht möglich. Die oben genannten Gründe geben aber Anlass, über die Ermöglichung eines solchen Modells nachzudenken.

Das Warmmieten-Modell wurde auch im Rahmen des energiepolitischen Gesprächs der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein diskutiert. Nähere Infos zu dem digitalen Austausch finden Sie hier.

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