Das Dach unter Strom gesetzt - ein Projekt im Kieler Süden

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Eine Kieler Energieversorgungs-Besonderheit steht im Süden der Stadt: Hier bekommen die Bewohner Mieterstrom. Bisher eine Ausnahme in der Landeshauptstadt.
Mieterstromanlage versorgt Mieter des Mehrfamilienhauses mit Solarstrom.
Kiels erstes Mieterstromprojekt steht im Süden der Stadt und erfreut sich großem Zuspruch im Haus.

Im Kieler Süden steht ein Haus, das unterscheidet sich doch deutlich von den anderen Häusern in der gesamten Stadt. Wahrscheinlich nicht auf den ersten Blick, vielleicht aber beim zweiten, wenn man auf dem Dach die Solaranlage sieht. Allerspätestens jedoch, wenn man erfährt, dass die PV-Anlage dort oben für Mieterstrom sorgt. Ein Ausnahmefall in der Kieler Landschaft, für den Claudio Thomas mit seiner Immobilienfirma gesorgt hat. Während einer Begehung des Neubaus berichtet er, wie es dazu gekommen ist.

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Das Mehrparteienhaus ist komplett nach KfW 55-Maßgaben geplant und die Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen über drei Etagen plus Staffelgeschoss werden mit Fernwärme versorgt. Doch das Interesse liegt nun auf der Solaranlage. Denn die ist zum Vertrieb von Mieterstrom gedacht. Und dabei stößt Claudio Thomas auf eine rege Nachfrage.

Es machen alle Mieter mit. Grüner Strom zum günstigen Preis.

„Das hat alle Parteien überzeugt, Teil unseres Mieterstrommodells zu sein“, freut sich der Vermieter. Dabei ist dies keine Voraussetzung, um in dem Neubau zu wohnen, wie er erklärt: „Per Gesetz darf der Mieter entscheiden, ob er den angebotenen Mieterstrom nutzen will oder nicht. Auch in einem Haus mit Mieterstrom bleibt es bei der Wahlfreiheit des Stromlieferanten.

Nach anfänglichen Bedenken ist Claudio Thomas froh, dass er zusammen mit seinem Bruder das Konzept Mieterstrom in Angriff genommen und verwirklicht hat. „Aufgrund der Dämmung des Hauses und der Fernwärme hatten wir die KfW 55-Anforderungen für die Förderung bereits erfüllt. Ein solarer Anteil war nicht mehr nötig, sodass wir erst einmal von Photovoltaik Abstand genommen hatten“, erklärt er.

Ein Besuch bei seinem Bruder in Düsseldorf sorgte dann jedoch für einen Meinungsumschwung. „Dort sind reichlich PV-Anlagen auf den benachbarten Dächern installiert und wir fragten uns: Können wir das auch und welche Möglichkeiten gibt es? So kamen wir schnell zum Modell des Mieterstroms“, so der Kieler.

Claudio_Thomas-Waldwiesen-Quartier

Die ersten Schritte in der konkreten Umsetzung waren schnell getan: Die Statik des Daches prüfen und mit einem PV-Anlagen-Hersteller die Größe der Anlage planen. Eine Anfrage bei den Stadtwerken hinsichtlich der Einspeisemengen des zusätzlich produzierten Sonnenstroms gab den Ausschlag für eine Anlage mit einer Leistung von knapp 30 kWp. Wie der Strom bei den Mietern landet und der Reststrom ins allgemeine Netz eingespeist wird, wurde dann mit Hilfe einer Elektrofirma geklärt. Daraufhin begann der Aufbau der Solaranlage.

Ganz zur Freude der Mieter des Mehrparteienhauses, die das Angebot ausnahmslos angenommen haben. Einer von ihnen ist Marcel Dönicke. „Wir sind zwar zufällig auf diese Wohnung gestoßen, aber letztlich war auch der Mieterstrom ein hübscher Nebeneffekt, der uns zum Einziehen bewogen hat“, so der 34-Jährige.

Es läuft alles reibungslos, die Technik im Keller funktioniert.

"Da bin ich absolut zufrieden.“ Und auf die Nachfrage, ob durch diese Energieversorgung irgendetwas anders ist als in vorherigen Wohnungen, in denen er lebte, gibt es die knappe Antwort: „Nein, der Strom kommt weiterhin aus der Steckdose.“

Dabei ist Marcel Dönicke von Berufswegen als Experte in Sachen erneuerbarer Energien zu betrachten. „Was Mieterstrom ist, wusste ich ja schon: Dass es direkt über die Anlage auf dem Dach bezogen wird und dass der Vermieter davon ein paar Vorteile hat“, so der Flintbeker Umwelttechniker.

Aber natürlich blieben die Energiekosten die wichtigste Stellschraube: Was bietet mir der Vermieter und was bieten mir andere Energieversorger an? Also habe ich geguckt, wie sich der Preis überhaupt zusammensetzt und unterm Strich landet man in etwa dort, wo auch die günstigen Versorger angesiedelt sind. Allerdings mit dem großen Vorteil auch wirklich sicher zu sein, dass man damit etwas Gutes für Umwelt und Klimaschutz tut und seinen Teil zum Fortschreiten der Energiewende beiträgt.“

Waldwiesen-Quartier_Panorama

Doch der Weg dahin, dieses Angebot zu schaffen, war für Vermieter Thomas nicht ausschließlich eben. Neben der Eigeninitiative war auch eine Menge Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. So ist das Thema Mieterstrom nicht nur für viele reines Neuland, Claudio Thomas beklagt auch, dass sein Bruder und er oftmals hilfreiche Informationen vermisst haben.

Der Gesetzgeber will Mieterstrom fördern, lässt einen in der Umsetzung aber praktisch allein.

„Wenn die Förderung ernst gemeint ist, müsste es neben ausführlichen Informationen eigentlich auch Musterrechnungen, Musterverträge und dergleichen geben“, moniert Thomas und ergänzt direkt: „Wir wussten lange nicht, wie das Vertragswerk für die Mieter, die unseren Solarstrom abnehmen wollten, aussehen muss. Die Infos haben wir nach langer Recherche dann über den BSW – Bundesverband Solarwirtschaft – erhalten.“

Trotz dieser Schwierigkeiten hat die Realisierung des Mieterstrommodells am Ende geklappt. Und das zur großen Zufriedenheit der Mieter und der Hausbesitzer. Claudio Thomas stellt dabei den Umweltgedanken in der Vordergrund: „Man muss sich dessen bewusst sein, dass Arbeit und Ertrag des Mieterstrommodells im Moment nicht im gewünschten Verhältnis zueinander stehen. Aber hinter dem Ganzen steckt ja auch ein ideologischer Gedanke. Ich finde es wichtig, seine Möglichkeiten in Sachen Klimaschutz und Energiewende auszuloten und seinen Beitrag dazu leisten. Also, zum Beispiel ein solches Projekt umsetzen, wenn sich die Gelegenheit bietet.“

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